30. März 2022
Jo und der Wolfs Inside: Warum zwar Shit-Happens-Vorträge und Failed-Stories auf Konferenzen en vogue sind, es aber im Arbeitsalltag oft keine wirklich faire Fehler-Kultur in Unternehmen gibt. Genau diese aber glücklich machen könnte.
Fehler machen – hey, nur allzu menschlich. Denken wir. Findet auch jeden Tag statt. Mit teils dramatischen Folgen. Und dabei meinen wir jetzt keinen Flugzeugabsturz, sondern sprechen eher an, wie mit Fehlern in Unternehmen umgegangen wird. Vorab: Die meisten Unternehmen sind gegen Schäden, die durch Mitarbeiter verursacht werden, durch eine Vermögensschadenhaftpflichversicherung abgesichtert. Die Länge dieses Begriffs sagt schon, welcher Rattenschwanz bei verursachten Fehlern für die Verursacher dranhängen kann. Von persönlicher Verurteilung über Mobbing bis hin zu Abmahnungen oder fristloser Kündigung. Und wir fragen uns: Kann eine gute und faire Fehlerkultur trotz Schäden die Glücksbilanz in Unternehmen optimieren? Ja, kann sie! Denn Fehler und Missgeschicke passieren, sind an der Tagesordnung und überaus menschlich. Gerade in einer Welt, in der wir fast alle chronisch überfordert und überreizt sind. So bieten neue, offene, agile und digitale Arbeitskulturen zwar auf den ersten Blick viel Raum für die individuelle Entfaltung des Einzelnen, täuschen aber oft darüber hinweg, dass sie auch von ständigem Leistungsdruck und viel zu hoch gesteckten Zielen geprägt sind. Dass sich der Einzelne oft viel zu sehr auf digitale Infrastrukturen und automatisierte Prozesse verlässt und Eigenverantwortung, so sehr sie postuliert wird, auf der Strecke bleibt. In solchen Umfeldern gibt es jede Menge Risiken und Fehlerpotenziale. Mit genau diesen Risiko- und Fehlerpotenzialen beschäftigen sich Experten und entwickeln geeignete Präventionsstrategien. Denn eine kluge Vorsorge und eine klare Kommunikation unterstützen das Vermeiden von Fehlern.
Aus unserer Sicht fängt Fehlervermeidung bereits mit der Schaffung eines humanen Arbeitsumfeldes und eines funktionierenden Qualitätsmanagements an. Zudem braucht es auch eine faire Fehlerkultur, vielleicht einen Code of Conduct, in dem klare Richtlinien und Regeln für den Fall verursachter Fehler manifestiert sind. Niemand ist darüber glücklich, wenn ihm ein Missgeschick passiert ist. Aber die Glücksbilanz insgesamt kann besser ausfallen, wenn man weiß, dass mit Fehlern konstruktiv, fair und partnerschaftlich umgegangen wird. Dass irgendwie alle in einem Boot sitzen, selbst wenn einer die Paddel verloren hat. Dass der Teamspirit auch oder gerade dann spürbar ist, wenn ein Fehler vermeintlich durch eine Person verursacht worden ist.
Sich dann aufgefangen zu fühlen, kann glücklich machen. Zu erleben, dass der Fehler im Team gemeinsam aufgearbeitet wird. Und sich auch die Chefs verantwortlich fühlen, weil sie z.B. im Qualitätsmanagement selbst Lücken unentdeckt ließen oder aber eben ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem Fehler einfach leichter und schneller passieren. Im Nachhinein kann man sich lächelnd auf die Bühne stellen und seine Failed-Story zum Besten geben. Cool, wenn man dann auch erzählen kann, wie mit dem Shit umgegangen worden ist. Dass zwar erst einmal niemand happy war, aber durch die Art der Aufarbeitung und der gemeinsamen Auseinandersetzung durchaus wieder glückliche Momente entstanden. Don’t worry, be happy, wäre uns als Fazit jetzt ein wenig platt und würde zu abgedroschen klingen. Aber man kann es trotzdem mal so stehen lassen.