21. April 2021

Jo und der Wolfs Digital Kontroverse. Heute: KI pusht Emotion Tracking in Videokonferenzen. Und avanciert zu einem neuen Entscheidungsfaktor im HR-Bereich.

Wir alle stecken seit über einem Jahr in täglichen Videokonferenzen und nehmen an mehr oder weniger interessanten Meetings teil, indem wir auf unseren Bildschirm schauen und das Geschehen mal aktiv mitgestalten oder eher passiv verfolgen. Dabei starren wir nicht nur auf den Bildschirm und sehen alle anderen – wir sehen uns wie beim Blick in einen Spiegel ständig selber, was uns emotional herausfordert und von Forschern »looking class effect« (Spiegel-Effekt) genannt wird. Die wenigsten haben dabei auf dem Schirm, dass ihr Verhalten über die Kamera ihres Macs oder PCs getrackt werden kann. Wirken wir in einer Viko eher aufmerksam, interessiert und neugierig? Oder gelangweilt und abwesend? Mit Hilfe von spezieller KI-Software können Chefs, insbesondere Personaler den vermeintlich »offensichtlichen Gemütszustand« von Viko-Teilnehmern, z.B. bei Job-Interviews tracken, analysieren und auswerten und u.a. in ihre Personal-Entscheidungen mit einbeziehen. Technisch gesehen liest der Algorithmus bestimmte Microexpressions aus dem Gesicht des Teilnehmers heraus und übermittelt dem Personaler Aspekte, die ihm zumeist verborgen bleiben, die aber nach dem derzeitigen Stand der Technologie die Tiefe einer Persönlichkeit dennoch nicht wirklich abbilden können. Die Methode wird jedoch immer häufiger eingesetzt. 

Wir – Jo und der Wolf – möchten auf diese Entwicklung hinweisen und Euch dafür sensibilisieren. Mal ganz unabhängig von datenschutzrechtlichen Aspekten wird klar, dass wir als Individuen nicht nur bei unseren Aktivitäten im Netz immer durchsichtiger werden – wir werden es vermehrt auch in unserer alltäglichen digitalen Kommunikationskultur. Ein Trend, der uns zu denken gibt und unsere Sehnsucht nach Präsenz-Meetings einmal mehr intensiviert. In einem Präsenz-Meeting sind die Hürden, jemanden auf seine offensichtliche Abwesenheit anzusprechen, deutlich geringer. Man ist näher dran am Menschen, spürt die Gesamt-Atmosphäre im Raum und erfährt vielleicht sogar, warum ein/e Teilnehmer/in desinteressiert wirkt, es aber gar nicht ist, sondern z.B. den plötzlichen Tod eines nahen Angehörigen verarbeiten muss. KI kann z.B. im Bereich smarter Technologien sehr hilfreich sein – in der zwischenmenschlichen Kommunikation z.B. beim Emotion Tracking in Vikos sollte ihr Einsatz immer auch durch persönliche Gespräche und emphatisches Hinterfragen auffälliger Verhaltensweisen ergänzt werden. Wir freuen uns jedenfalls sehr auf die ersten Präsenz-Meetings mit unseren Kunden.

JoundWo