9. Juni 2022

Das »Fünf-Sinn-Fragen«-Mini-Interview von Jo und der Wolf. 

Und es geht weiter mit unserer Mini-Interviewreihe und dem Nachwuchs. Heute mit Nicolas Masdorp, 24, Projektleiter bei der noctua advisors. Verantwortlich für die Implementierung von neuen Systemen und Prozessen und das operative Projektmanagement.

Lieber Nicolas,

1. Was bedeutet für dich Glück?

Glück ist ein großes Wort. Und viele Menschen verbinden damit vielleicht auch große Momente, wie den ultimativen Sonnenuntergang. Für mich bedeutet Glück um zwei Uhr morgens nach acht Bier mit einem Kumpel auf dem Balkon zu sitzen, nachdem man sich um 16 Uhr auf ein Bier verabredet hat. Dazu ein richtig guter Burger.

2. Was treibt dich beruflich am meisten an, wofür brennst du?

Positive Veränderungen bei Menschen auszulösen. Menschen verändern sich aufgrund von äußeren Einflüssen meist langsam, wenn überhaupt. Nicht nur Auslöser, aber ein Beweggrund für andere zu sein, sich besser zu fühlen, positiver zu denken und sich zu entwickeln gibt mir die Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Zum Beispiel einen Kollegen auf ein Gespräch mit seiner Chefin vorzubereiten und zu sehen, wie er standhaft bleibt und sich gut verkauft. Das macht Spaß.

3. Welche aktuellen Themen beschäftigen dich persönlich?

Digitalisierung und menschliche Unsicherheit, einzeln betrachtet und gelegentlich zusammen. Digitalisierung betrifft jeden Aspekt unseres Lebens, zunehmend. Im privaten Raum können wir uns vielleicht davor verstecken – spätestens im Beruf aber nicht mehr. Umso schneller wir alle merken, welche Vorteile Offenheit gegenüber der Digitalisierung und eine erlernbare digitale Intelligenz uns bringt, umso besser werden wir zukünftig strategisch dastehen. Das zweite Thema: Menschliche Unsicherheit, die für mich einen substanziellen Teil des heutigen gefühlten Unglücks aller ergründet. Wieso lachen wir bei jedem Klassentreffen über die, die etwas macht, was nicht in unser Weltbild passt? Weshalb sagen wir im Restaurant zum Inhaber »Danke, war lecker!«, um danach auf Tripadvisor über denselben herzuziehen? Warum fahre ich einen dicken Benz, wenn ich nicht mal Spaß an Autos habe – geschweige denn, mir die Leasingrate leisten kann? Mangelndes Selbstvertrauen, die hohen Ansprüche an uns selbst, der Gedanke – eines Tages werde ich sein wie Elon – und dann, dann wird alles gut… das tut uns nicht gut, mir auch nicht. Alle sollten wir daran arbeiten.

4. Auf welche Dinge könntest du am ehesten verzichten?

Durchschnittliches, ungesundes Essen. Zu oft ertappe ich mich dabei, wie ich mir in der Mittagspause oder abends denke: Ich hol‘ mir einfach schnell was, ist doch nicht so schlimm. Am Ende des Tages ist diese Entscheidung aber zumeist recht teuer, ungesund und unbefriedigend. Essen ist was Wichtiges, so wie Schlaf und Bewegung, dafür sollten wir uns Zeit nehmen und im Zweifel auch ein wenig mehr Geld für ausgeben. Darauf könnte (sollte) ich am ehesten verzichten.

5. Was braucht Deutschland, um auch in Zukunft top aufgestellt zu sein?

Selbstvertrauen, Selbstreflektion und Unternehmertum. Mit mehr Selbstvertrauen begegnen wir einer zunehmenden Unsicherheit, vor allem bei den jüngeren Generationen. Durch Selbstreflektion halten wir unser Selbstvertrauen in Schach. Wenn wir emotionslos und egobefreit lernen, worin wir schlecht sind und worin wir im Gegenzug wirklich gut sein können, geben wir uns erst selbst die Chance, in etwas gut zu sein. Oder es zu werden. Unternehmertum kann uns von dem Gedanken befreien, für alles eine Struktur, eine Anleitung, ein Framework zu benötigen. Klar, wahrscheinlich hat sich jemand mit Problemen wie deinen schon einmal auseinandergesetzt. Klar gibt’s tausende Meinungen dazu, wie es richtig gehen soll. Aber versuch’s doch vielleicht einfach mal selbst? Gesunder Menschenverstand und ein optimistischer Tatendrang (»can do« attitude, für die Freunde der Anglizismen) werden zukünftig mehr greifbare Werte schaffen, als jede abstrakte, akademische Managementtheorie.

©Nicolas_Masdorp